Geschichte Tunesiens

Punische Zeit ( 11. Jh. – 146 v. Chr.)
Bis 300 v. Chr. Aufstieg des phönizischen Karthago zur beherrschenden Macht im westlichen Mittelmeer
146 v. Chr. Nach den drei punischen Kriegen wird Karthago von den Römern völlig zerstört

Römische Zeit: ( 146 v. Chr. – 7. Jh.)
Ab 146 v. Chr. Römische Provinz Africa unter Augustus intensive römische Kolonisierung
Bis 200 n. Chr. Africa wird zu einer der reichsten Provinzen Roms
439 – 533 Vandalenherrschaft
ab 533 Eingliederung der Region in das byzantinische Reich

Arabische Zeit:
670 Arabische Unterwerfung der byzantinischen Provinz
bis 8./9. Jh. Völlige Islamisierung des Maghreb
bis 15. Jh. Zustrom hochgebildeter muslimischer und jüdischer Flüchtlinge aus Spanien fördert Kunst und Wissenschaften

Türkische Herrschaft:
Ab 1574 Tunesien wird für 300 Jahre eine weitgehende autonome Provinz des Osmanischen Reichs
Bis Mitte 19. Jh. Zunehmende Abhägigkeit von europäischen Kolonialmächten

Französische Kolonialzeit: (1881 – 1956)
Ab 1881 Tunesien wird französisches Protektorat
Ab 1930 Entstehung einer tunesischen Unabhängigkeitsbewegung
Ab 1950 Innere Autonomie

Das unabhängige Tunesien seit 1956:
20.3.56 Frankreich erkennt tunesische Unabhängigkeit an
25.07.1957 – 1987 Ministerpräsident Habib Bourguiba wird nach Absetzung des Beys 25.7.57 erster Staatspräsident der Tunesischen Republik
07.11.1987 Präsident Ben Ali tritt verfassungsmäßig Nachfolge an
17.07.1995 Tunesien schließt als erster Mittelmeerdrittstaat ein
Kooperationsabkommen mit der Europäischen Union ab (in Kraft seit 1.3.1995)

Geschichte Tunesiens ausführlich
Tunesiens antike Geschichte ist eng mit der des Römischen Reiches verknüpft. Davon zeugen noch heute die Ruinen großer römischer Bauwerke und ganzer Städte, von denen Karthago in der Nähe der Hauptstadt Tunis die bedeutendste ist.
Karthago war, wie andere Städte im westlichen Mittelmeerraum, eine Handelsniederlassung der Phönizier. Als Rom, das erst sechzig Jahre später gegründet wurde, noch eine unbedeutende Siedlung war, hatte sich Karthago schon zur wichtigsten Stadt der Phönizier im ansonsten von Berbern besiedelten Maghreb entwickelt.

  • 146 v. Chr. wurde die Stadt aber von den Römern im Dritten Punischen Krieg besiegt und zerstört
  • Nachdem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr., auch der letzte Widerstand des Numider – Königs Jugurtha (nach 160 – 104 v. Chr.) von den Römern gebrochen worden war, kolonisierten diese das Land. Mit großen Bewässerungsanlagen ermöglichten sie die Entwicklung einer produktiven Landwirtschaft, so dass hier eine der Kornkammern Roms entstand.
  • Unter Gaius Julius Caesar  (100 – 44 v. Chr.) wurde an der Stelle Karthagos eine neue Stadt gebaut, die dann das intellektuelle Zentrum Nordafrikas wurde. Der Einfluss der Römer war so groß, dass die Bewohner des Landes damals vollständig romanisiert wurden und später auch weitgehend den christlichen Glauben annahmen. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches gehörte die „Provinz Afrika“ bis zur Invasion der Araber noch zum Byzantinischen Reich.
  • Die relativ schnell Übernahme des Islam gegen Ende des 7. Jahrhunderts zeigt, dass die einheimische Bevölkerung trotz der langen Herrschaft der Römer ihren eigenen Charakter bewahrte hatten. Unter den Arabern wurde „Afrika“ – heute Tunesien und der Osten Algeriens – dann zur Provinz „Ifriqiya“.
  • In den folgenden Jahrhunderten war das Land abwechselnd unter der Herrschaft einheimischer arabischer und berberischer Fürsten oder von Statthaltern der marokkanischen oder ägyptischen Herrscher.
  • Nach dem 12. Jahrhundert unter den Almohaden der ganze Maghreb vereinigt worden war, begründete der Gouverneur von Tunis, Abu Hafs ´Umar (Regierungszeit 1284 – 1295) ein eigenes Reich und damit die Dynastie der Hafsiden, die Tunesien bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts beherschten.
  • Die Eroberung Tunesiens durch die Türken wurde durch Piraten vorbereitet.
  • Im Jahre 1574 setzten sie einen Pascha als Statthalter ein.
  • Lange Zeit blieb der türkische Einfluss gering, aber 1705 begründete Hussain Ben Ali die Dynastie der Hussainiden, unter deren Herrschaft die türkische Kultur in der tunesischen Gesellschaft weiter verbreitet wurde. In der folgenden Zeit war das Land relativ unabhängig von den osmanischen Herrschern in Istanbul und öffnete sich für den Handel mit den europäischen Ländern. Als sich die Franzosen in Algerien festsetzten, war auch Tunesien wegen seiner strategisch interessanten Lage im Mittelmeerraum ein begehrtes Ziel der verschiedenen europäischen Mächte.
  • Um eine direkte Kolonisierung durch Europäer zu verhindern, versuchte der damals in Tunis herrschende Bey Ahmad ibn Mustafa (1806 – 1855), nach dem Vorbild Ägyptens selbst das Land politisch, wirtschaftlich und kulturell zu modernisieren.
  • Er führte die Gleichberechtigung der Juden ein, schaffte die Sklaverei ab, erlaubte christliche Schulen und organisierte das Militär nach dem Modell europäischer Armeen. Da die Reformen auch kostspielig waren und nur durch hohe Kredite finanziert werden konnten, geriet Tunesien bald in finanzielle Abhängigkeit von Frankreich, Italien und Großbritannien.
  • Als ein in jeder Beziehung schwaches Land konnte Tunesien den Franzosen nicht widerstehen, als diese in Absprache mit den Briten im Jahre 1881 mit einer Armee von 30 000 Mann das Land besetzten. Es hielt den Status eines französischen Protektorats.
  • Doch die tunesischen Nationalisten organisierten sich schon bald nach der Jahrhundertwende in der Bewegung der „Jungen Tunesier“ gegen die Fremdherrschaft.
  • Diese nationalistische Bewegung wurde nach einem ersten Aufstand 1911 unterdrückt.
  • Da sie für Tunesien eine eigene Verfassung forderte, organisierte sie sich ab 1920 neu in einer Partei mit dem Namen „Destour“ (arabisches Wort für Verfassung).
  • 1934 ging daraus die „Néo-Destour“- Partei hervor, die schon damals von Habib Bourguiba  (*1903) geführt wurde.
  • Im zweiten Weltkrieg wurde Tunesien 1942 von der deutschen Armee besetzt, aber schon nach einem halben Jahr von den Briten befreit, die am Ende des Krieges den Franzosen das Protektorat überließen.
  • Die nationalistische Bewegung nahm den Kampf für die Unabhängigkeit des Landes wieder auf und erreichte schließlich ihr Ziel im Frühjahr 1956, wenige Wochen nachdem Frankreich schon das Protektorat über Marokko aufgegeben hatte.
  • Ein Jahr nach der Unabhängigkeit entmachtete der neue Regierungschef Bourguiba auch den letzten türkischen Bey, erklärte das Land zur Republik und ließ sich zum Staatspräsidenten wählen.
  • Die Politik Bourguibas war von Anfang an eher westlich orientiert. Er drängte durch die Abschaffung der Polygamie, die Einführung weltlicher Gerichte und andere Maßnahmen den Einfluss des Islam auf die Gesellschaft erheblich zurück.
  • Wegen wirtschaftlicher und sozialer Probleme wurde Mitte der 60er Jahre vorübergehend eine sozialistische Politik praktiziert, die jedoch nicht von der Bevölkerung angenommen wurde.
  • 1975 ließ sich der immer autoritärer herrschende Staatschef zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen, wurde aber 13 Jahre später entmachtet.

Der Staat heute

  • Die „Brotrevolte“ 1984 einerseits und der friedliche Übergang zur „Nach –Bourguiba – Zeit“ andererseits zeigen, dass Tunesien für die Zukunft größere wirtschaftliche und soziale Probleme zu erwarten hat, die aber wahrscheinlich demokratisch gelöst werden können.
  • Im Herbst 1987 hatte der greise Staatspräsident Habib Bourguiba, der das Land 30 Jahre lang in einem zunehmend autoritären Stil regierte, unbewusst seine eigene Entmachtung vorbereitet.
  • Kurz nachdem er den ehemaligen Innenminister Zine el-Abidine Ben Ali 1936 zum neuen Premierminister ernannt hatte, setzte dieser am 07.11.1987 Bourguiba ab und erklärte sich selbst zum Präsidenten.Ben Ali begründete dies mit der durch ein ärztliches Gutachten festgestellten „Sensibilität und Amtsunfähigkeit“ des damals 84-jährigen Bourguiba.
  • Ben Ali versprach die Demokratisierung des politischen Lebens und amnestierte zahlreiche politisch Gefangene, vor allem Mitglieder der radikal –islamischen – Bewegung, obwohl er vorher als Innenminister für eine Kampagne gegen den islamischen Fundamentalismus verantwortlich gewesen war.  So setzte er ein Zeichen für einen demokratischeren Umgang mit der Opposition.
  • Anfang 1988 bekam die nationalistische Staatspartei „Destour“, auf die sich Bourguiba gestützt hatte, einen neuen, zeitgemäßeren Namen: „Konstitutionelle Demokratische Sammlungsbewegung“. Auch wurde mit einem neuen Pressegesetz die Einschränkung der Pressefreiheit abgebaut.
  • Im April 1989 fanden die ersten freien Wahlen seit der Unabhängigkeit des Landes statt, bei denen sich linke und islamische Oppositionsparteien beteiligen konnten, aber nur wenige Sitze im Parlament bekamen.
  • Gleichzeitig wurde Ben Ali mit einer großen Mehrheit zum Präsidenten gewählt, da er auch von der Opposition unterstützt wurde. Mit diesem relativ reibungslosen Übergang wurde die politische Krise vermieden, die vorher für den Fall des Todes Bourguibas erwartet worden war.  Als in Frankreich ausgebildeter Offizier ist auch Ben Ali durch westlich Europäische Werte geprägt, so dass es außer der politischen Liberalisierung keinen Bruch gegenüber der Politik seines Vorgängers gab.
  • Januar 1980 versuchte nach einem Generalstreik eine revolutionäre Gruppe sogar, die Stadt Gafsa im Südwesten zu besetzen. Die Rebellen wurden mit französischer Hilfe niedergeschlagen.
  • Vier Jahre später (1984) löste die Regierung mit einer Verdoppelung der Preise für die bisher stark subventionierten Grundnahrungsmittel die „Brotrevolte“ aus.  Die Proteste gingen vor allem von Schülern & Studenten der Städte und von Minenarbeitern im Süden aus und wurden blutig niedergeschlagen.
  • Die Preiserhöhung musste die Regierung zurücknehmen
  • Ursache der sozialen Konflikte war und ist in erster Linie die Tatsache, dass Tunesien zwar statistisch eines der reichsten Länder Afrikas ist, die breite Masse der Bevölkerung aber nicht davon profitiert. Für ausländische Investoren ist das Land vor allem wegen der niedrigen Löhne interessant.
  • Das Gros der Arbeiter, das den gesetzlichen Mindestlohn verdient, kann damit gerade seine Familie ernähren, aber die Tagelöhner stehen vor großen Versorgungsschwierigkeiten
  • Die Probleme des Arbeitsmarktes wären noch größer, wenn Tunesien nicht das Bevölkerungswachstum durch staatliche Programme der Familienplanung reduzieren würde. Die relativ niedrige Geburtenrate von 2,1 % ist noch zu hoch. Auch die Sterblichkeitsrate konnte durch das ziemlich gut entwickelte Gesundheitssystem gesenkt werden.
  • Außer für die Gesundheit wird auch viel für die Bildung ausgegeben.
  • Von der erwachsenen Bevölkerung sind aber immer noch rund ein Drittel Analphabeten.
  • Präsident Ben Ali der zuletzt 2004 durch Wahlen im Amt bestätigt wurde, setzt vor allem auf marktwirtschaftliche Reformen.
  • 2004 wurde die Verfassung geändert
  • So avencierte die Tourismusbranche zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Zur Verbesserung seiner ökonomischen Lage sucht Tunesien auch eine engere Anbindung an die EU, mit der ein großer Teil des Außenhandels abgewickelt wird.
  • 2009 fanden die letzten Wahlen statt, wo sich der Präsident Ben Ali zur Widerwahl stellte, wo er eine deutliche Mehrheit der Stimmen bekam (89,28 %), es wird immer im 5 Jahrestakt gewählt (nächste Wahl ist 2014)

Aktuell

  • Dezember 2010 begannen in Sidi Bouzid Demos gegen die Regierung Tunesiens, nach dem sichMohamed Bouazizi auf offener Straße mit Benzin übergossen und anzündetet hatte. Erst 26 Jahre war er und hat als Gemüsestraßenhändler dennoch einen Universitätsabschluss und konnte aber keine adäquate Arbeit finden. Unzufriedenheit, Arbeitslosigkeit, Pressezensur usw. waren die Gründe, warum mehr und mehr Menschen, in sämtlichen Städten Tunesiens, friedlich auf die Straße gingen. Die Polizei übte massive Gewalt gegenüber den Demonstranten aus. 
  • 14.01.2011 Ben Ali löste die Regierung und das Parlament auf und setzt Neuwahlen an, welche in 6 Monaten stattfinden sollten. Noch am Abend des 14.01.2011 floh Ben Ali ins Exil nach Saudi Arabien, nachdem er in Libyen, Malta, Frankreich kein Asyl bekam.  
  • 14.01.2011 die Regierung Tunesiens ist gestürzt, es herrscht Ausnahmezustand, Ausgangssperren wuden von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens verhangen, der komplette Luftraum ist gesperrt
     
  • kurzzeitig übernimmt das Militär die Führung im Land, gleich später noch vor Mitternacht dann der Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi, der nun als Interims-Präsident regiert. 
  • 15.01.2011 Zum Übergangspräsidenten ist nun der Parlamentsvorsitzende Foued Mebazaa ernannt worden. Der Jurist Mebazaa gilt als treuer Gefolgsmann Ben Alis, als ebenso autoritär. 
  • am Abend stimmte Foued Mebazaa er einer Koalition mit der Opposition zu.

Internationale Politik

 

  • Trotz dass Tunesien ein recht kleines Land ist, spielt es in der internationalen Politik eine beachtliche Rolle
  • Gute Beziehungen zu den meisten europäischen Staaten und zu den USA
  • Innerhalb der arabischen Welt versucht Tunesien oft zwischen den anderen Staaten zu vermitteln
  • 1979 bis 1990 als Ägypten wegen seines Friedensvertrags mit Israel ausgeschlossen war, hatte auch die Arabische Liga ihren Sitz in Tunis
  • trotz seiner eher gemäßigten Position gegenüber Israel wurden 1982 auch die aus dem Libanon evakuierten Kämpfer der PLO und deren Führer aufgenommen
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