Kunst und Kultur

Was ist eine Wasserpfeife auch Shisha genannt?

Wie heißt die Wasserpfeife nun tatsächlich?

Zu unterscheiden sind die verschiedenen Kulturkreise, wo das Rauchen der Wasserpfeife praktiziert wird. In Ägypten nennt man sie Hookah, vermeintlich auch Shisha, aber dieser Ausdruck bezieht sich eher auf den Tabak der geraucht wird. Im Raum des ehemaligen osmanischen Reiches, heute Türkei und Syrien wird sie Nargileh genannt. Diese Bezeichnung wird abgeleitet vom alten persischen Wort für Kokosnuss – nargil.
Tatsächlich war das Wassergefäß ursprünglich eine Kokosnussschale. Da dieses Wort sogar aus Indien bekannt ist, könnte die Verbreitung durchaus auf die größte Ausdehnung des Perserreiches um 300v.Chr. zurückgehen. Von dem heutigen Tunesien, Ägypten, Vorderasien bis zum Fluss Indus. Dies erklärt auch die Erwähnung im bekannten Märchen Tausend und eine Nacht, dass just von Legenden und Begebenheiten zu dieser Zeit erzählt.

In einem Antiquitäten Lexikon konnte ich eine Abbildung einer Wasserpfeife aus China finden. Datiert mit der Regierungszeit des Kaiser Wanli. Aus Porzellan gefertigt, war diese Pfeife in der Ming Zeit (1338-1644) zum Export bestimmt. Die Schriften des Marco Polo bestätigen die Verwendung von Wasserpfeifen in den Palästen dieser Zeit. Anzumerken ist, dass diese Vergnügung dort auch den Frauen zugänglich war.

Aber zurück nach Konstantinopel, wo die Wasserpfeife ihren Platz seit einigen Hundert Jahren behauptet. Sie war wichtiger Teil der Kaffeehaus Kultur mit einer starken Ausprägung um die Zeit des Herrschers Murat der IV (1623-40). Es gab eigene Gesetze wie eine Pfeife aufgebaut und angezündet werden musste.

Eine Pfeife bestand aus vier Teilen:

Agizlik (Mundstück), Lüle (der Aufsatz), Marpuc (der Schlauch) und der Gövde ( Wasserbehälter ). Alle Teile wurden von spezialisierten Handwerkern hergestellt, die selbst heute noch nach diesen Teilen benannt werden, z.B. „Marpuccular“.

Nargiles wurden bald ein wichtiges Statussymbol in der Türkei. Einem Gast im eigenen Haus wurde eine Pfeife angeboten um ihm zu zeigen, dass man ihm vertraut. Eine Anekdote erzählt von einem „diplomatischen Zwischenfall“ der sich zwischen Frankreich und der Türkei im Jahre 1841 begeben hat. Der damalige Sultan verwehrte dem französischen Botschafter, mit ihm eine Pfeife zu rauchen. Die Wasserpfeife wurde zu dieser Zeit auch in Zentraleuropa bekannt. Ganz besonders die Ladys des 19ten und beginnenden 20zigsten Jahrhunderts liebten es, mit einer Wasserpfeife fotografiert zu werden.

So hielt die Wasserpfeife Einzug in die Teesalons Englands und interlektuellen Kreise. Heimito von Doderer hat sich in seinem Werk „die Strudelhofstiege“ mit der Tradition der Wasserpfeife auseinandergesetzt.

Es gibt nur noch wenige der alten Kaffeehäuser in Istanbul, aber eines davon ist bereits Weltberühmt. Es heißt „Erzurum Salon“. Benannt nach einer Stadt in Anatolien. Es repräsentiert die alte türkische Tradition. Dort wird kein Alkohol ausgeschenkt, denn dort wird seit einem halben Jahrhundert zur Wasserpfeife Kaffee oder Tee serviert. Dieser Salon wurde von einem Amerikanischen Emigranten vor 50 Jahren eröffnet. Der Enkel, Yilmaz Hacioglu, ist der heutige Besitzer und führt den Familienbetrieb weiter. Hinter der Theke gibt es fast 60 Pfeifen, die meisten für die Allgemeinheit der Besucher, und einige wenige für Stammgäste. Hier wird meistens starker Türkischer Tabak geraucht. Dieser wächst an der Syrischen Grenze. Jüngere Gäste fragen oft nach dem sehr aromatischen Tabak, importiert aus Ägypten und Bahrain.

Die Kunst des Hennamalens

Die Kunst der Körperbemalung ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Seit etwa 5000 Jahren finden Henna – Tattoos Verwendung als Körperschmuck. Von Ägypten gelangte die Henna – Pflanze nach Indien, wo die Bemalung sehr beliebt war. Die Pflanze sowie die Körperbemalung wird als Mehndi bezeichnet. Aufgrund der Beliebtheit und der weiten Verbreitung entstanden viele Motive und eine Menge an Rezepten für die Henna- Paste:

Zuerst einmal die Zubereitung der Henna-Paste:
er wichtigste Bestandteil ist natürlich das Henna – Pulver. Hierzu lohnt es sich in Spezialitätenläden aus Afrika, Asien oder Indien zu stöbern. Manchmal hat man aber auch Glück in Drogerien oder Apotheken. Gutes Henna erkennt man an seiner hellgrünen Färbung. Je grüner die Färbung, desto kräftiger färbt das Henna die Haut. Das Pulver so fein wie möglich sieben (etwa wie Mehl), um pflanzliche Überreste herauszufiltern. Nun lässt es sich leicht weiterverarbeiten. Man nimmt 1 Tasse Wasser, 2 EL schwarzer Tee, 3 TL Henna – Pulver, 1 TL Eukalyptusöl und etwas Zitronensaft.

Das Wasser zum kochen bringen und den Tee dazugeben. Diesen Aufguss möglichst lange ziehen lassen (mindestens 2 Stunden – am besten aber über Nacht). Danach durch ein feines Sieb gießen, so dass alle Krümel herausgefiltert werden. Das Henna-Pulver in eine Tasse geben und das Eukalyptusöl darüber gießen, ohne die Zutaten miteinander zu vermischen. Ein paar Tropfen Zitronensaft und 3 TL des wieder erhitzten Teeaufgusses zugeben und alles miteinander verrühren. Die Klümpchen, die dabei entstehen mit dem Löffelrücken gegen die Tassenwand drücken. Nun soviel Teeaufgussdazugeben, bis es die gewünschte Konsistenz hat. Die Mischung ruhen lassen (am besten wieder über Nacht). Damit die Paste nicht austrocknet in einem luftdichten Behälter geben. Damit die Färbung nicht abschwächt im Kühlschrank ruhen lassen.

Kleiner Tipp:

Ein Löffel Zucker im Tee oder im Zitronensaft verstärkt die Färbung und verlängert die Haltbarkeit der Tattoos. Kurz vor Gebrauch die Paste noch einmal aufrühren und notfalls mit etwas Teeaufguss verdünnen. Ist sie zu dünn, kann ganz vorsichtig noch etwas Henna – Pulver dazugegeben werden. Wenn die Paste Klümpchen frei ist kann sie in eine kleine Spritztüte gegeben werden.

Um sich nun ein Tattoo aufzutragen, sollte man einige Vorbereitungen treffen:

Wie möchte man die Henna – Paste auftragen?
Dazu gibt es drei Möglichkeiten: Zum ersten kann man einen Zahnstocher nehmen, damit erreicht man feinere Linien. Das gleiche gilt für einen feinen Pinsel, dazu muss die Henna – Paste etwas dünner sein. Oder man benutzt ein Spritzfläschchen. Dieses erhält man in einem Bastelgeschäft und wird auch ganz gerne für Seidenmalerei benutzt. Wattepads und – Stäbchen werden auch benötigt. Die Henna – Paste muss während des trocknens mit einem in Zitronen – Zucker – Gemisch getränkte Wattepad betupft werden. Das Wattestäbchen braucht man, falls mal ein Strich daneben geht. Man sollte es so schnell wie möglich wegwischen, um eine Färbung zu verhindern. Ebenfalls sollte vorher überlegt werden, ob man sich die Stelle, die man bemalen möchte, vorher rasiert. Auf jeden Fall muss die betreffende Hautpartie gründlich gereinigt werden. Dazu betupft man sie mit klärendem Gesichtswasser und danach kräftig rubbeln, damit abgestorbene Hautschüppchen entfernt werden. Die Hautpartie nimmt die Henna-Farbe besser auf, wenn man unmittelbar davor etwas Eukalyptusöl aufträgt. Nun kann das Henna-Motiv aufgetragen werden. Aber damit ist es noch nicht getan. Damit das Henna – Tattoo auch wirklich gelingt, muss es noch einwirken. Dabei gibt die Paste die Farbstoffe an die Haut ab und trocknet dabei langsam aus. Je länger die Trockenzeit hinausgezögert wird, umso intensiver wird das Tattoo. Um die Paste feucht zu halten, betupft man es vorsichtig mit dem Zitronen-Zucker-Gemisch (2 Teile Zitronensaft, 1 Teil Zucker). Die Henna-Paste sollte mindestens 4 Stunden auf der Haut bleiben. Besser wären 8 Stunden. Man kann die Hautpartie auch gut aber Vorsichtig einpacken, so dass daran nicht gerubbelt oder gekratzt werden kann und über Nacht wirken lassen. Nach der Einwirkzeit wird die getrocknete Paste mit Öl entfernt und das Tattoo ist fertig.

Harkous

hat in Tunesien eine sehr lange Tradition. Gemalt werden kleine Symbole wie Roben, Kreuze, Punkte, Dreiecke oder auch keine Fische. Diese Tradition begann zu wachsen, als Karthago sich zu einer Handelsstaat mehr und mehr entwickelte. Diese gemalten Zeichen, findet man bei der höchsten Göttin Tanit. Sie ist die höchste Göttin Karthagos. Mann nennt Sie auch „Königin des Himmels“ und „Herrscherin der lichten Wesen“. Vor allem aber ist Sie die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, die Mutter Erde und Göttin der Natur.
Harkous wird aus Galläpfeln, Nelken und Orpiment (Edelmetall) oder Eisenoxid gekocht. Dies geschieht in einem Tontopf unter Luftabschluss auf Holzkohlefeuer. Dieses Verfahren nennt man Pyrolyse. Da es aber ohne Sauerstoff stattfindet, so das diese Stoffe nicht verbrennen, kann man dazu Verschwelung sagen. Dazu benötigt man zusätzlich Weihrauch. Tunesische Frauen, welche Harkous herstellen, verraten dieses Rezept nicht, wobei man bereits im Internet viele Infos und Rezepte findet. Ich rate Ihnen davon ab, dies selbst herzustellen. Falsche Dosierungen können starke Hautunverträglichkeiten hervorrufen.
Da Sie auch „Göttin der Liebe“ genannt wurde, wird Henna und Harkous besonders bei Hochzeiten angewandt. Für Touristen in Tunesien ist dies schon fast ein Muss, geworden, mit einem Harkous Tattoo nach Hause zu fliegen. Hier sehen sie zwei Fotos mit zwei verschiedenen Mustern.

Sie möchten sich ein Tattoo aufmalen lassen?

In jeder touristischen Stadt in Tunesien werden diese Tattoos angeboten.
Lassen Sie sich einen guten Preis anbieten und handeln Sie auch hier.
Für ein Tattoo zahlt man 5 – 15 Dinar, es kommt auf die Größe des Tattoos an.

ACHTUNG:

Manche Menschen vertragen Harkous nicht, bitte testen Sie erst aus.
Hautunverträglichkeiten sollten immer ausgeschlossen werden, lassen Sie sich nie großflächige Tattoos malen, wenn Sie es das erste mal probieren.

“Die Tunisreise“ von Paul Klee – ein Film von Bruno Moll

Mit 35 Jahren, es war 1914 unternahm Paul Klee eine Studienreise nach Tunesien mit seinen Freunden August Macke und Lois Moilliet, diese Reise brachte, bedeutete nachhaltige Veränderungen für sein künstlerisches Schaffen. Später als “Tunisreise“ für die Kunstgeschichte relevant, führte der Aufenthalt in Nordafrika Klee, kommentiert durch seine Tagebucheinträge, förmlich zur Erleuchtung. Die neue Begegnung mit Farbe und Licht, pflastert später den Grund für seine neue Koloristik, wie er selbst festhält. Klee beschreibt eine Offenbarung eines davor nie gesehenen Schauspiels, dass die arabische Landschaft und Architektur mit ihren wechselnden Lichtverhältnissen und sinfonischen Farb-Form-Rhythmen bietet, wirkt sich im Schaffen des Künstlers als ein weiterer Schritt zur Abstraktion aus. Seine Aquarelle und Zeichnungen entfernen sich nach der Reise von jeglicher Gegenständlichkeit, wobei die Komposition der einzelnen Elemente auf dem Blatt stärker einer kosmetischen Logik folgt. Nach der Eröffnung des “Zentrums Paul Klee“ in Bern 2005, ist er wieder in aller Munde zu hören. Von dort sind auch die im Film gezeigten Bilder. Der hauptsächlich in Paris lebende Künstler, Schriftsteller und Regisseur Nacer Khémir wandert fast 100 Jahre später auf Klees Spuren und ortet Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. So erschien am 22. September der Dokumentarfilm “Die Tunisreise“ von Bruno Moll in dem der tunesische Filmemacher Nacer Khemir, der in seinem Heimatland auf den Spuren der drei Künstler durch Tunis, Sidi Bou Said, Hammamet und Kairouan wandelt, begleitet wird. Dabei hinterfragt Khemir nicht nur die Gemeinsamkeiten zwischen sich und seiner großen Inspiration, Paul Klee, sondern untersucht auch die künstlerische Beziehung zwischen Orient und Okzident. Im Wesentlichen besteht der Film aus drei Komponenten: Zum einem aus einer Off-Stimme, die Auszüge aus Klees Tagebuch während seiner Tunis-Zeit spricht, untermalt von bedächtigen Kammerfahrten aus Tunis und Impressionen aus Paul Klees Gemälden, zum anderen aus Khémir, der bei einer Stadtwanderung die Fundamente des eigenen sowie des allgemeinen muslimischen Kunsthandwerks erläutert und zum dritten aus Auszügen Khémirs vorheriger Filme. Spannend sind die Einblicke in die muslimische Kultur und der gleichzeitige Bogen zum gegenwärtigen Konflikt zwischen Christentum und Islam. Humorvolle Statements vermögen eine Brücke zwischen den beiden, sich misstrauenden Ländern, zu schlagen. Mehr Wortbeteiligung für Khémir wäre vom Regisseur Bruno Moll jedoch kein schlechter Schachzug gewesen, denn seine Aussagen sind um einiges interessanter als die vorgetragenen Tagebucheinträge Klees. Trotzdem ist “Die Tunisreise“ ein schöner und vielschichtiger Film, der in einem ruhigen und unaufgeregten Erzählrhythmus die Faszination des Künstlers auch Außenstehenden zu übermitteln vermag.

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